Heute Gesellschaft gestalten!
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Schlaglöcher, Sperrmüll, kaputte Straßenlaterne: Wenn ihnen so etwas in Frankfurt auffällt, können Büger:innen es beim Mängelmelder auf der Homepage der Stadt Frankfurt www.ffm.de eingeben. Damit setzen sie in der Stadtverwaltung ein System in Gang: die zuständige Stelle wird ermittelt, tätig und der Mangel im besten Fall beseitigt. Lässt sich diese Idee womöglich auf „soziale Schlaglöcher“, wie fehlende Kinderbetreuung, mangelhafte Unterstützung von Menschen mit Hilfebedarf oder knappe Pflegekräfte übertragen? Für welche sozialen Mängel sollte der Staat überhaupt zuständig sein, und welche Dimensionen und Bedeutungen hat der Begriff Wohlfahrt?
Um diese Fragen dreht sich die Diskussion „Heute Gesellschaft gestalten“, zu der die Villa Gründergeist Vertreter aus Stadtpolitik, Sozialunternehmertum und katholischer Kirche zusammen auf Podium geladen hat. Ein ungewöhnlicher Mix aus Perspektiven ist geboten mit Bernhard Maier (Bündnis 90/Die Grünen), Leiter des Dezernatsbüros als Vertreter der Bürgermeisterin, Johannes zu Eltz, dem katholischen Stadtdekan und Patrick Mijnals, der für das Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland (SEND e.V.) spricht. Unter den etwa 30 Personen im Publikum sind zahlreiche Gründer:innen von Social Startups aus der Villa Gründergeist, einem Coworkingspace und Innovationszentrum in Trägerschaft des Bistums Limburg.
Sie sind bereits dabei, mit unternehmerischen Mitteln besagte Schlaglöcher zu füllen, beispielsweise indem sie eine Matching-Plattform für Frankfurter:innen mit und ohne Migrationsgeschichte betreiben, Wirkungsmessung sozialer Projekte digitalisieren oder Konzepte für mehr Nachhaltigkeit von sportlichen Großevents entwickeln. Dabei benötigen die jungen Unternehmer:innen Unterstützung in Form von finanziellen Mitteln aber auch Räumen und Kontakten. „Die Social Entrepreneurs sitzen häufig zwischen den Stühlen was Förderung oder öffentliche Aufträge anbelangt“, bringt es Patrick Mijnals auf den Punkt.
Wie lässt sich das in Zukunft besser organisieren, und was können Kirche und Stadt konkret anbieten? Bernhard Maier, der die behördlichen Strukturen bis ins Detail kennt, setzt die Impulse in Beziehung zu Kategorien Investitionen und Pflichtaufgaben. So bringt er den sozialen Mängelmelder ins Spiel und ruft die Startups auf, sich an öffentlichen Ausschreibungen zu beteiligen. „Wir brauchen Menschen, die soziale Schlaglöcher aufzeigen“. Der stadtRAUMfrankfurt berate dabei, Formulare korrekt zu befüllen. „Ich nehme heute Abend viel mit. Wir brauchen Mut, etwas auszuprobieren“, so Maier.
Stadtdekan zu Eltz betont, dass die Villa Gründergeist erst seit Kurzem organisatorisch der Stadtkirche Frankfurt und nicht mehr dem Bischöflichen Ordinariat in Limburg zugeordnet ist. Weitere Konzepte habe er daher nicht in der Tasche, jedoch: „Wir überlassen hier anderen Menschen einen Raum und üben uns in Grundvertrauen. Und: Wir haben ziemlich viel Raum.“ Die Sorge um ein Gemeinwohl sei im Übrigen nicht nur Sache des Staates, sondern auch einer werteorientierten Wirtschaft. Er sieht ein Theoriedefizit. Rolle der Kirche sei auch, aus der langen Tradition heraus dabei zu unterstützen, im heutigen Diskurs Begriffe zu klären.
Obwohl der gemeinsame Wille, soziale und nachhaltige Veränderung zu schaffen, immer wieder deutlich ist, steht die Frage nach dem „wie“ im Raum. Ein mächtiger Hebel, den der Staat ansetzen und Social Entrepreneurs nutzen können, sei die Beschaffung, sagt Patrick Mijnals. Er verweist dazu auf das Programm „buy social“ und die Wirkmacht des Kapitalismus. Was es brauche, sei ein sozialer Kapitalismus.
Eine Unternehmerin aus dem Publikum nutzt den Anlass für ihr Anliegen: „Eltern haben viele Ideen und wollen gründen, aber keine ausreichende Betreuung für ihr Kind. Gibt es Coworkingspaces mit Kinderbetreuung?“ Auch wenn adhoc in der Villa Gründergeist keine Lösung da ist – Bedarf zu erfahren und die Ideenschmiede zu befeuern war Ziel des Abends. Dafür ist beim anschließenden Netzwerken ausreichend Zeit. Nicht nur einmal ist der Wunsch zu hören, dass die Veranstaltung Auftakt war für weiteren Kontakt und Austausch der drei Perspektiven.
Nutzt den Sport, um eure gesellschaftlichen Themen zu transportieren!
Vanessa Nord
If you can't measure it, you can't manage it.
Jasper Klemm, leonardo.impact
Wenn unterschiedliche Menschen zusammenkommen, entstehen die besten Ideen.
Agnesa Kolica, Grow together Germany