Ein Experimentier- und Innovationsraum für junge Erwachsene


Mit der Villa Gründergeist im Gärtnerweg 62 im Frankfurter Westend bietet das Bistum Limburg jungen Erwachsenen zwischen 25 und 40 Jahren ab sofort einen neuen Experimentier- und Innovationsraum. „Junge Menschen haben gute Ideen, die Stadt, die Gesellschaft, die Welt und damit auch die Kirche zu verändern. Die Villa Gründergeist soll ein Ort werden, an dem diese Ideen Raum haben und sich im Netzwerk mit anderen ergänzen“, erklärt Peter Kubikowski, Leiter der Villa Gründergeist, die Grundidee des neuen Konzepts.
Kirche als Lernfeld
Auf mehr als 600 Quadratmetern biete die Gründerzeitvilla im Jugendstil jungen Menschen einen Ort, um andere interessierte junge Menschen zu treffen. Einen Ort, um punktuell, zeitweilig oder dauerhaft einen Arbeitsplatz einzurichten und dies zu fairen Preisen. In der Villa Gründergeist, dem ehemaligen Haus der Begegnung, kann allein oder im Team gearbeitet werden. Als Nutzer ist es möglich, sich mit potentiellen Partnern zu verabreden und an gemeinsamen Ideen weiterzudenken. „Wir wollen hier den Geist der Innovation, des neuen Denkens und des Gründens erfahrbar werden lassen und fördern“, sagt Kubikowski und spricht von einer neuen Theologie der Gründung. Das Haus soll zu einem social hub werden, einem Ort, an dem sich junge Menschen andocken können, um an ihren Themen arbeiten zu können. Dabei soll es um werteorientierte Themen gehen, die die Welt und Gesellschaft weiterentwickeln und ein bisschen besser machen. Die Villa Gründergeist soll zudem ein Ort der pastoralen Entwicklung sein. Hier könnten Ideen wachsen, Konzepte überarbeitet und Neugier geweckt werden. „Wir wollen hier im Experimentierfeld für „new work“ Erfahrungen sammeln und den Kontakt zu den Generationen Y und Z suchen“, so Peter Kubikowski.
Die Komfortzone verlassen und Neues zulassen
Gemeinsam mit David Schulke, dem Leiter der Abteilung Jugend und Junge Erwachsene im Bistum Limburg, hat Kubikowski das neue Konzept und die Idee der Villa Gründergeist entwickelt. Die beiden sind davon überzeugt, dass es bei jungen Menschen viele Ideen und Charismen gibt, die erkannt und gefördert werden müssen. „Als Kirche können wir von den jungen Menschen viel lernen und wir können sie mit unserem Knowhow und unseren Netzwerken unterstützen“, sagt Schulke. Die Kirche sei immer für die Menschen da. Für Menschen mit vielfältigen Lebensentwürfen. Für Menschen in Umbruchssituationen und Veränderungsprozessen. „Wir wollen Kirche hier als Lernfeld denken, unsere etablierte Komfortzone verlassen und Platz schaffen für Neues“, so Schulke. Daher gebe es keinen vollen Veranstaltungskalender im Haus mehr. Vielmehr biete man Raum, fördere die Freiheit der Nutzer und habe Mut zum Experiment. Das neue Angebot will den gesellschaftlichen Dialog befördern, will mitten im Leben seinen Platz haben, in viele Richtungen hinarbeiten, Visionen entwickeln und ein unabhängiger Denk- und Debattierort sein.
Das Konzept der Villa Gründergeist basiert auf fünf Säulen, die in der kreativen Start-up-Szene und der Enterpreneur-Forschung Anwendung finden und die sich gut in den vier Etagen des Gebäudes wiederfinden lassen: Im Erdgeschoss wird es ein professionell betriebenes Café geben, das junge Leuten den Zugang ins Haus und zu den Angeboten erleichtern soll. In der ersten Etage wird es Raum für Ausstellungen und die Arbeit im Bereich Kunst und Kultur geben. „Wir werden die Arbeit mit kreativen, urbanen und politisch-interessierten Menschen weiter ausbauen“, betonte Viviene van Deventer, Bildungsreferentin in der Villa Gründergeist. In der zweiten und dritten Etage wird es Raum für Einzel- oder Teamarbeit und den Austausch geben. Das neue Angebot wird grundsätzlich zunächst allen jungen Menschen offenstehen, richtet sich aber vor allen an jene, die im Profit-Bereich keine Chance auf neue, kreative Arbeitsplätze und Arbeitsweisen haben.
Frankfurter „Haus der Begegnung“ wird zur „Villa Gründergeist“
Die Villa Gründergeist hat ihre Heimat im ehemaligen Haus der Begegnung gefunden. Die Villa gehört seit 1962 dem Bistum Limburg und war zunächst der erste Ort im Bistum, an dem schulnahe Jugendarbeit geleistet wurde. In den 1970er und 1980er Jahren entwickelte sich in dem Haus eine sehr erfolgreiche Arbeit mit jungen Erwachsenen. Die Angebote wurden von mehr als 20.000 Teilnehmern gebucht. In den 1990 und in den ersten Jahren nach dem Jahrtausendwechsel profilierte sich die Einrichtung vor allem im Bereich des Neuen Geistlichen Liedes. Ab 2010 gingen die Teilnehmerzahlen spürbar zurück und ein Profilprozess für das Haus wurde angestoßen. Seit 2015 leitet Peter Kubikowski das Haus des Bistums Limburg und entwickelte gemeinsam mit den Verantwortlichen für die Jugendarbeit in der Diözese das Konzept der Villa Gründergeist.